Im Notfall zählt jede Minute

SCHNÜRPFLINGEN. Die AH des Fußballvereins Schnürpflingen hatte Spaß am Training. Als ein Spieler zu Boden ging, war das nicht ungewöhnlich. Zunächst. Mitspieler erkannten den Notfall.

Zunächst war alles wie immer. Die AH des Fußballvereins Schnürpflingen hatte ihren Spaß am Training. Als Josef Rafensteiner zu Boden ging, war das nicht ungewöhnlich. Schließlich will keiner den Ball freiwillig hergeben. Als er aber auf Ansprache nicht reagierte, erkannten seine Mitspieler den Ernst der Lage: Herzanfall. Wer es sich zutraute, leitete eine Herz-Lungen-Wiederbelebung ein, andere alarmierten Ersthelfer Peter Frank und die Notfallzentrale. Frank war glücklicherweise zu Hause und binnen weniger Minuten vor Ort. Mit einem Defibrillator ausgerüstet, hatte er die Situation schnell im Griff, und Rafensteiner konnte dem Rettungsdienst übergeben werden. Er erfreut sich inzwischen wieder bester Gesundheit.

„So schnell kann es gehen. Es kann jeden von uns treffen“, erinnerte Bürgermeister Michael Knoll in der Juli-Sitzung des Gemeinderats an den Vorfall im Frühjahr. Zuvor hatte der Bereitschaftsleiter des DRK Dorndorf, Stefan Gehrt, für die Anschaffung von Defibrillatoren geworben. Diese sollten öffentlich zugänglich und auf möglichst kurzem Weg zu erreichen sein. Das heißt, in jedem Teilort sollte eines der gut 1000 Euro teuren Geräte vorgehalten werden. „Es zählt jede Minute“, machte Gehrt deutlich. Mit jeder Minute Untätigkeit sinke die Überlebenschance um zehn Prozent. Schon nach vier Minuten könnten irreparable Schäden auftreten. Der Rettungsdienst, der in ländlichen Gebieten frühestens nach 10 bis 15 Minuten eintreffe, komme dann zu spät. Der Gemeinderat stimmte geschlossen der Anschaffung von drei Geräten für den Hauptort und die Teilorte Ammerstetten und Beuren zu. Genauso verfuhren die weiteren vom DRK Dorndorf betreuten Gemeinden Hüttisheim, Illerrieden und Staig. Insgesamt 17 Standorte werden bestückt. Die Handhabung der Geräte wird automatisch angezeigt.

Die Initiative der DRK-Ortsgruppe endet aber nicht beim Kauf, sie bietet auch Schulungen an. Die erste findet am kommenden Montag in Staig statt (siehe Infokasten). Das beste Gerät sei ja wertlos, wenn es nicht verwendet werde, sagte Gehrt. Und hier bestehe der eigentliche Nachholbedarf. Griffen in Deutschland im Fall der Fälle nur 16 Prozent zum Gerät, seien es im flächendeckend geschulten Norwegen 70 Prozent. „Die Anschaffung macht nur dann einen Sinn, wenn die Bürger das Gerät zu benutzen wissen“, sagte Gehrt.

 

Schulungen Die Kurse sind ausschließlich für die Bürger der jeweiligen Gemeinde gedacht. Anmeldung: bis zwei Tage vor dem Termin. Erster Termin: Staig, 9. Oktober, neues Rathaus, 20 Uhr,. Weitere Schulungen: Hüttisheim, Kulturstadel 23. Oktober, Schnürpflingen, Rathaus, 16. Oktober/15.November, Illerrieden Bürgerhaus Dorndorf, 23.November, Alte Schule Illerrieden 29. November, Bürgerhaus Wangen, 4. Dezember.

 

Quelle: SüdwestPresse vom 06.10.2017
Autor und Bild: FRANZ GLOGGER
Mit freundlicher Genehmigung von Herr Franz Glogger