Großübung von Feuerwehren und Rettungskräften: Gas im Kindergarten

SCHNÜRPFLINGEN: Übung unter realistischen Bedingungen im alten Schnürpflinger Kindergarten: Sechs Feuerwehren nutzten die Gelegenheit vor dem Abbruch des alten Gebäudes für einen Großeinsatz.

Der erste Löschtrupp dringt unter Atemschutz in das Gebäude ein. Endlich eine Übung unter realistischen Bedingungen, sagten die Einsatzleiter. Foto: Franz Glogger

Großeinsatz der Rettungskräfte und Feuerwehren am Samstag in Schnürpflingen. Das Szenario wirkte echt: Bei Räumungsarbeiten in dem zum Abbruch freigegebenen Kindergarten entzündete sich aus einer lecken Leitung austretendes Gas. Vier Arbeiter wurden als vermisst gemeldet. Im Minutentakt rückten Rettungskräfte an. Alle Feuerwehren zwischen Dietenheim und Hüttisheim wurden alarmiert. Aus Ulm rückte eine Drehleiter an, das DRK Dorndorf stand für die Versorgung von Verletzten bereit.

Generalstabsmäßig wurde der Einsatz in zwei Abschnitte unterteilt, Wasserversorgungen aufgebaut, Atemschutzträger gingen in Stellung. Bereits wenige Minuten nach dem Eintreffen der ersten Mannschaft, drang ein Trupp in das Gebäude ein. Es dauerte nicht lange, und eine mit starkem Husten kämpfende Frau wurde ins Freie gebracht. Weitere Trupps durchkämmten die restlos verrauchten Räume und konnten alle eingeschlossenen Personen retten. Diese hatten zum Teil erhebliche Verletzungen davongetragen. Nach der Versorgung durch das DRK schwebte aber niemand in Lebensgefahr.

Der Schnürpflinger Kindergarten sollte eigentlich längst abgebrochen sein. Die Verzögerung der Planer nutzten die Feuerwehren der Raumschaft Dietenheim zu einer gemeinsamen Übung. „Einen Rettungseinsatz in Gebäuden müssen wir meistens im wahrsten Sinn des Wortes trocken üben. Diesmal konnten wir unter realistischen Bedingungen einen Brand simulieren, das Gebäude durchkämmen und Löschmittel einsetzen“, erklärte Schnürpflingen Kommandant Reinhold Dangel.

Bei der anschließenden Besprechung zeigten sich die Beobachter der so genannten Überörtlichen Einsatzleitung sowie die Einsatzleiter recht zufrieden. Rasch das Eintreffen der Wehren, zügig der Aufbau der Wasserversorgung und schnell das Vorrücken der Löschtrupps. Fehler steckten im Detail, zum Beispiel 50 Einsatzkräfte per Funk zu koordinieren. Aber das meiste habe schulmäßig geklappt. „Bei so vielen Leute kommt der Funk auch an seine Grenzen“, sagte Hans Strohmayer von der überörtlichen Einsatzleitung. So seien einige Meldungen nicht bei allen vorgesehenen Stellen angekommen. Strohmayer wies auf das Prinzip von „Hol- und Bringschuld“ hin. Habe sich etwa ein Atemschutzträger nach einer gewissen Zeit – Strohmayer nannte zehn Minuten – nicht gemeldet, müsse der zur Überwachung Eingeteilte versuchen, den Suchtrupp zu erreichen. Gut sei, wenn sich die Abschnittsleiter nicht nur auf eine Meldung aus dem anderen Abschnitt verlassen, sondern sich selbst ein Bild machen, zumindest bei einem relativ überschaulichen Einsatz wie dem in Schnürpflingen.

100 Zuschauer hatte das Spektakel angezogen, darunter auch Bürgermeister Michael Knoll. Sie bekamen viel zu sehen. Pyrotechnik kam zum Einsatz, mit aus dem Dach schlagenden Flammen und einer lauten Explosion. Ein besonderer Hingucker war ein in Flammen stehender Feuerwehrmann, der schreiend aus dem Gebäude rannte, sich auf den Boden warf und von Kameraden gelöscht wurde. „Wir wollten den Leuten auch etwas bieten, was sie nicht alle Tagen zu sehen bekommen, für Rettungskräfte aber durchaus Alltag ist“, sagte Dangel.

Quelle: SüdwestPresse vom 11.03.2013
Autor: FRANZ GLOGGER
Mit freundlicher Genehmigung von Herr Franz Glogger